Die klassische Uhren- und Schmuckbranche tat sich im E-Commerce lange Zeit schwer, weil haptisches Erlebnis und persönliche Beratung im Ladengeschäft einfach zu wichtig waren. Das ist zwar immer noch so, immer mehr Onlinehändler haben aber smarte Lösungen dafür entwickelt.
Der Wunsch nach Komfort und großer Auswahl sorgt auch in der Schmuckindustrie dafür, dass immer mehr Kunden online einkaufen – obwohl der Kauf von Uhren und Schmuck oft besonders emotional und persönlich ist und die Kunden hier selten zu Impulskäufen neigen. Wie können Onlinehändler dem Rechnung tragen?
In diesem Asendia Insights Blogbeitrag beleuchten wir die E-Commerce-Trends in der Schmuckindustrie, gehen darauf ein, was Kunden beim Schmuckkauf erwarten und wie Sie diese Bedürfnisse mit Marketing, Versand und Shop-Präsentation befriedigen können.
Zahlen und Daten zum Onlinehandel mit Uhren und Schmuck
Der reine Onlineumsatz der Uhren- und Schmuckbranche in Deutschland belief sich im Jahr 2024 auf etwa 1,4 Mrd. € – das entspricht einem Wachstum von 3,3 % gegenüber dem Vorjahr. Mit einem Onlineanteil von 23,2 % am Gesamtvolumen liegt sie zwar deutlich hinter Branchen wie Mode oder Elektronik, jedoch auch weit vor Branchen wie Gesundheit & Wellness. Der Trend ist zudem eindeutig: Noch im Jahr 2019 waren es lediglich 7,8 %. Hier zeigt sich deutlich, dass immer mehr Schmuckstücke und Uhren online verkauft werden und klassische Ladengeschäfte in der Schmuckbranche Marktanteile an Onlinehändler verlieren (HDE Online-Monitor).
Weltweit beträgt der Umsatz im Schmuck-Markt etwa 112 Mrd. €, wovon mehr als die Hälfte auf China entfällt. Die prognostizierte jährliche Wachstumsrate bis 2029 liegt bei rund 8 % (CAGR 2025-2029) (Statista). Fast die Hälfte der Schmuckkäufe entfällt im Übrigen auf Käufer, die 34 Jahre oder jünger sind – hier zeigt sich, dass es sich bei Uhren und Schmuck nicht unbedingt um teure Luxusgüter handeln muss, die als Wertanlage angesehen werden. Apropos: Im hochpreisigen Luxussegment liegen die größten Absatzchancen in den USA, vor Japan und China.
Was erwarten die Kunden?
Einkaufserlebnis
Neben den im Onlinehandel üblichen Wünschen (schneller Versand, Auswahl an Zahlungsmöglichkeiten) zeichnet die Uhren- und Schmuckbranche eine Besonderheit aus, die es Händlern lange Zeit erschwert hat, ihre Produkte online zu verkaufen: das besondere Einkaufserlebnis. Wer sich ein Schmuckstück zulegt, braucht noch mehr als in anderen Branchen die persönliche Beratung und ein emotionales Einkaufserlebnis – gerade dann, wenn das Stück eine besondere Bedeutung hat. Ringe wollen anprobiert werden, die Armbanduhr muss am Handgelenk nicht nur toll aussehen, sondern sich auch gut anfühlen – und die Ohrringe sollen nach Möglichkeit zu Kleid, Schuhen und Frisur passen.
Marketing
All das verlangt natürlich eine ansprechende Präsentation, man denke nur an die Schaufenster von Juwelieren. Ihr Webshop sollte ein passendes Design aufweisen, wichtiger ist aber Ihre Präsenz in Sozialen Medien. Ob Uhrensammler oder Schmuck-Aficionado: Gerade visuelle Plattformen wie Instagram und TikTok bieten Ihnen zahlreiche Möglichkeiten, Ihre Zielgruppe zu erreichen und Ihre Produkte entsprechend zu präsentieren.
Beratung
Zudem benötigt es nicht selten auch einen Verkäufer, der die Kunden emotional abholt und es versteht, das passende Stück unter vielen herauszusuchen. Da dieser direkte Kontakt online aber wegfällt, müssen Händler andere Wege finden, eine persönliche Beratung oder wenigstens Hilfe bei der Auswahl anzubieten – etwa mit technologischen Lösungen oder klassischen Mustersets, mit deren Hilfe sich beispielsweise Ringgrößen bestimmen lassen.
Versand
Wie Sie Ihre Schmuckstücke versenden, hängt natürlich davon ab, wie hochpreisig Ihre Uhren oder Ihr Schmuck ausfallen. Nicht selten erwarten Kunden gar keinen schnellen, sondern eher einen sicheren Versand. Abhängig vom Wert des Inhalts ist es sicherlich auch von Vorteil, die Verpackung so zu gestalten, dass potenzielle Diebe nicht sofort erkennen können, was das Päckchen enthält. Junge, hippe Kunden, die recycelten Schmuck aus besonderen Materialien bestellen, könnten Sie eine kreative Dankeskarte ins Paket legen, teure Uhren versenden Sie aber eher in einer kleinen Schatulle mit Samteinlage.
Zusammengefasst könnte man auch sagen: Geben Sie Ihren Kunden jederzeit das Gefühl, das perfekte Schmuckstück ausgewählt zu haben und etwas ganz Besonderes bei Ihnen zu kaufen!
Trends in der Uhren- und Schmuckindustrie
Die wichtigsten Online-Trends in der Branche spiegeln das Bedürfnis der Kunden wider, in einer immer nachhaltigen Welt individuell angesprochen und beraten zu werden:
- Personalisierung
- Nachhaltigkeit & Recycling
- Influencer und Social Commerce
- Augmented Reality
- Secondhand
Immer mehr Kunden wünschen sich personalisierte, individuelle Stücke, etwa mit Gravuren. Längst sind es nicht mehr nur die klassischen Hochzeitsringe mit Namen und Datum, sondern auch eigene Designs aus besonderen Materialien, die aus dem Schmuckstück für den Kunden ein richtiges Unikat machen. Onlinehändler können dem mit Visualisierungstools und Konfiguratoren Rechnung tragen und ihren Kunden Testsets schicken, mit deren Hilfe diese Größen, Farben und Materialien aussuchen können – gerade bei Armbanduhren und Ringen ein nützliches Vorgehen. Mithilfe von Augmented Reality können Händler außerdem die Möglichkeit schaffen, ihre Stücke virtuell anzuprobieren, was die Retourenquote verringert und Conversions erhöht.
Ebenso macht der allgemeine Nachhaltigkeitstrend im E-Commerce auch vor Uhren und Schmuck nicht halt. Neben einem grünen Versand und ethischen Produktionsbedingungen zählen vor allem nachhaltige Materialien dazu: Immer mehr Händler bieten Schmuck und Uhren aus (zumindest teilweise) recycelten Stoffen an; die zurückhaltenden, klaren Designs mit der grünen Botschaft sprechen eine zahlungskräftige Käuferschicht im urbanen Umfeld an. In eine ähnliche Kerbe schlägt der Secondhand-Trend: Wer als Kunde ein bestimmtes Uhrenmodell oder Markenschmuck sucht, ist womöglich darauf angewiesen, dass ein Fachhändler die Echtheit bestätigt und ihm so die Angst vor Fälschungen nimmt. Onlinehändler können auf diese Weise zertifizierte gebrauchte Stücke verkaufen und damit Käufer und Verkäufer über ein eigenes Portal zusammenbringen – die Nachfrage ist definitiv da: rund 55 % der Deutschen haben schon einmal Secondhand gekauft.
Zu guter Letzt geht der Trend auch in der Schmuckindustrie in Richtung Influencer-Werbung. Soziale Netzwerke bieten nützliche Plattformen, um die Reichweite zu erhöhen und Zielgruppen sehr genau zu segmentieren und gezielt anzusprechen – etwa über Mikro-Influencer, die sich selbst für die Produkte begeistern und ihre Vorliebe authentisch transportieren.
Fazit
Technologische Lösungen wie Augmented Reality machen es immer leichter, das Einkaufserlebnis stationärer Händler zu ersetzen – auch in der hochemotionalen Uhren- und Schmuckbranche, wo persönliche Beratung eine große Rolle spielt. Mithilfe von Influencern und Sozialen Medien können sich Onlinehändler eine zielgruppengerechte Präsenz aufbauen und Ihre Kunden gezielt ansprechen, sollten dabei aber zunehmend auf nachhaltige Aspekte achten.