Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den E-Commerce

12 August, 2022

Sie begann im Dezember 2019 in China und spätestens am 11. März 2020, als die WHO erstmals den Begriff der Pandemie verwendete, betraf sie die ganze Welt: die Corona-Krise. Zur Eindämmung der Verbreitung des Virus wurden weite Bereiche des öffentlichen Lebens eingeschränkt, was die Bevölkerung dazu zwang, alte Verhaltensmuster abzulegen und sich neuen Alternativen gegenüber zu öffnen.

 

Welchen Einfluss hatten die gesellschaftlichen Umbrüche im Zuge der COVID-19 Pandemie in den letzten zwei Jahren auf die globale E-Commerce Branche?

 

Vom traditionellen Einzelhandel zum E-Commerce

Aufgrund der von Regierungen verhängten Lockdowns musste ein Großteil der Einzelhändler ihre Geschäfte schließen. Dies sorgte sowohl auf Anbieterseite als auch auf Seiten der Nachfrager für ein Umdenken bisheriger (Ver-)Kaufstrategien.

Die Einschränkungen von Freizeit- und Konsummöglichkeiten zur Eindämmung der Verbreitung des Virus führten im Frühjahr 2020 zu einem starken Rückgang der Nachfrage. Während allerdings der gesamte Einzelhandelsumsatz im April 2020 um etwa 18 % zurückging, waren die Online-Verkaufszahlen beispielsweise in der EU um 30 % höher als im April 2019.

Eine Untersuchung der OECD hat ergeben, dass sich bereits Anfang März 2020 die Suchanfragen nach Versandoptionen auf Google in einigen Ländern, u.a. in Deutschland und Großbritannien, teilweise noch vor der Einführung beschränkender Maßnahmen durch die Regierung verdoppelten. Daran lässt sich die enge wechselseitige Beziehung zwischen dem Verhalten der Verbraucher und den regulatorischen Maßnahmen der Regierung erkennen.

Zudem waren es vor der Pandemie weltweit vor allem Luxusgüter und -dienstleistungen, die den Online-Handel dominierten. Im Laufe der Pandemie hingegen wurden vermehrt Güter alltäglichen Gebrauchs aus dem Lebensmittel- und Gesundheitssektor online nachgefragt. Sowohl im asiatischen Raum, wie China und Korea, als auch in den USA und Europa erfuhr die Lebensmittelbranche einen Aufschwung im E-Commerce.

Die größten Umsätze erzielten jedoch nach wie vor die Fashion-Industrie sowie E-Commerce-Unternehmen aus den Sektoren Spielwaren und Freizeitartikel. Laut Prognose der International Trade Administration sollen diese auch im Jahr 2025 noch den größten Anteil der E-Commerce-Umsätze ausmachen.

 

Die weltweiten E-Commerce-Umsätze steigen um knapp 20 % in Folge der Pandemie

Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2020 machte E-Commerce 18 % der weltweiten Umsätze im Einzelhandel aus – rund 4,4 % mehr als im Vorjahr. Bis 2025 soll der Online-Handel global um weitere 8 % steigen, so die Prognose der International Trade Administration. Insgesamt sollen die Umsätze im E-Commerce in Folge der Corona-Pandemie um durchschnittlich 19 % im Vergleich zum Jahr 2019 steigen.

Der größte Anstieg der E-Commerce-Umsätze während der Pandemie war in Großbritannien und den USA zu verzeichnen. So stieg der Anteil der Umsätze im Onlinehandel zwischen dem ersten und zweiten Quartal 2020 in Großbritannien von 20,3 % auf 31,3 %. In den USA betrug der Zuwachs der E-Commerce-Umsätze innerhalb des zweiten Quartals knapp 5 %. Auch in Korea führte der Ausbruch von COVID-19 im Jahr 2020 zu einem starken Anstieg der Ausgaben im Onlinehandel.

 

Vorteile des E-Commerce gegenüber dem traditionellen Einzelhandel

Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wurden zahlreiche Vorteile des Online-Handels im Vergleich zum traditionellen Einzelhandel deutlich:

  • Zeit und Geld sparen: Produkte können auf diversen digitalen Plattformen gleichzeitig und mit wenig Aufwand beworben werden. Onlineshopping vereinfacht Prozesse wie die Kaufabwicklung und Kundenrezension.
  • Weniger Einschränkungen: Das Internet ermöglicht weltweite Vernetzung und Kommunikation. Das erleichtert die globale Expansion von Unternehmen im E-Commerce.
  • Bequemlichkeit: Kauf, Vergleich und Retoure von Produkten war noch nie so einfach und komfortabel wie jetzt. Insbesondere für die Kunden ist dies ein starkes Argument für den Online-Einkauf.
  • „Der Kunde ist König“: Im E-Commerce steht das Kundenerlebnis an erster Stelle. Das Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten, Neukunden zu erreichen, zu binden und eine langfristige Kundenbeziehung aufzubauen.
  • Innovation: E-Commerce bietet Raum für kontinuierliche Weiterentwicklung und Innovation. Hierbei liegt der Fokus stets auf der Zufriedenheit der Kunden.

 

Entwicklungen im E-Commerce

Eine Studie in den USA zur Aktivität von Onlinehändlern auf Amazon zeigt, dass insbesondere Großhändler mit vielfältigem Angebot von der Pandemie profitierten. Kleine und mittelständische Unternehmen hatten hingegen Schwierigkeiten, Ihr Geschäft erfolgreich online auszubauen.

Dem versuchten vor allem die Regierungen in asiatischen Ländern, zum Beispiel Japan, China und Korea, entgegenzuwirken, indem sie lokale Unternehmen in ihrer digitalen Transformation durch Förderprogramme und Subventionen unterstützten. Auch Online-Plattformen wie ebay erleichterten kleineren Anbietern, im E-Commerce Fuß zu fassen.

Eine weitere positive Errungenschaft für den E-Commerce ist die Einführung gesetzlicher Regelungen zu Fairness und Transparenz für gewerbliche Nutzer von Online-Plattformen. Diese gelten zum Beispiel in der EU sowie in Japan seit Sommer 2020.

Die OECD merkt allerdings an, die Gesetze seien nach wie vor nicht in allen Ländern auf den elektronischen Handel ausgelegt. Besonders seit Beginn der Corona-Pandemie bestehe hier Handlungsbedarf der Regierungen. Des Weiteren müsse der flächendeckende Ausbau von Breitbandkabelnetzen und die Unterstützung benachteiligter Gruppen bei der Internetnutzung vorangetrieben werden.

 

Ausblick

Es ist zu erwarten, dass COVID-19 auch langfristig zur weltweiten Digitalisierung des Einzelhandels beiträgt. Dies lässt sich am Beispiel der SARS-Epidemie 2002/03 in China beobachten. Der Ausbruch des Virus begünstigte schon damals die digitale Transformation auf dem chinesischen Markt erheblich und brachte heute weltweit bekannte Online-Unternehmen wie JD.com hervor.

Globale Studien wie die des McKinsey&Company zeigen außerdem, welchen Einfluss die Corona-Pandemie auf das Kaufverhalten jener Menschen hatte, die zuvor kaum Kontakt mit dem Internet hatten. So waren Senioren und Menschen aus sozial benachteiligten Gruppen für mehr als die Hälfte der Zunahme an Onlinekäufen im Zuge der Pandemie verantwortlich. Nach Einschätzung der OECD ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass diese Gruppen ihre neugewonnenen Möglichkeiten nicht missen wollen und weiterhin zumindest einen Teil ihrer Einkäufe online erledigen werden.

Darüber hinaus können Treuepunkte, Abonnements und Programme zur nachhaltigen Kundenbindung dazu beitragen, zufriedene Kunden auch langfristig im E-Commerce Markt zu halten. Anhand der Beliebtheit von Lieferdiensten und Onlineticketing-Systemen lässt sich zudem erahnen, dass die Nachwirkungen der Corona-Pandemie weiterhin anhalten werden.

Zwar führten die Lockerungen der verhängten Maßnahmen in den vergangenen Monaten dazu, dass wieder mehr Menschen vom stationären Einzelhandel Gebrauch machten. Dennoch ist zu erwarten, dass der internationale E-Commerce Markt weiterhin wachsen wird und langfristig von dem durch die Corona-Pandemie ausgelösten Wandel profitiert. Die aus der Krisensituation entstandenen neuen, innovativen Konzepte werden auch in Zukunft bestehen bleiben.

 

Quellen: International Trade Administration, OECD, Forbes

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