Um die eigenen Leistungen in diesem Bereich glaubwürdig zu kommunizieren und wirtschaftlich zu nutzen, setzen alle drei setzen u. a. auf das internationale B Corp-Zertifikat, das von der Non-Profit-Organisation B Lab verliehen wird und die soziale, ökologische und ökonomische Gesamtleistung von Unternehmen misst.
Warum Zertifizierungen und Siegel im E-Commerce immer wichtiger werden, wie Unternehmen davon profitieren können und welche Vorgaben dafür erfüllt sein müssen, erfahren Sie in diesem Insight-Artikel.
Siegel und Zertifikate für Onlineshops stellen ein wichtiges Entscheidungskriterium für Verbraucher dar. Seit vielen Jahren etablierte E-Commerce-Siegel wie Trusted Shops, EHI Geprüfter Online‑Shop oder TÜV S@fer Shopping (das seit 2021 nicht mehr neu vergeben wird) definieren verbindliche Standards, z. B. in Sachen Datenschutz und Rechtssicherheit. So stärken sie das Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit des virtuellen Shops. Für die meisten Konsumenten stellt ein solches Siegel ein Trust-Signal dar, das wesentlich zur Kaufentscheidung beiträgt.
Neben der rechtlichen Sicherheit spielt das Thema „Nachhaltigkeit“ für immer mehr Kunden eine enorm wichtige Rolle. Auf das bereits erwähnte B Corp-Zertifikat, das unternehmensweit Sozial‑, Öko‑ und Transparenzstandards misst und bewertet, setzen weltweit mehr als 8.000 Shops. Außerdem gibt es noch weitere Zertifikate, denen Kunden vertrauen:
Zuerst sollten Händler ihre Zielgruppe und ihr Alleinstellungsmerkmal genau kennen. Soll das Zertifikat vor allem die Nachhaltigkeit der Produkte belegen (z. B. in der Modebranche) oder die gesamte Unternehmensführung abdecken?
Auch die Zielmärkte spielen eine Rolle, denn unterschiedliche Länder bevorzugen unterschiedliche Siegel. In jedem Fall sollte die Zertifizierung von einer unabhängigen und im Zielmarkt bekannten Institution stammen.
Neben dem Renommée eines Zertifikats oder Siegels sind jedoch auch die Kosten für die Zertifizierung selber und die Einbindung im Onlineshop zu berücksichtigen. Sie können sich je nach Anbieter deutlich unterscheiden. Auch der Prozess der Zertifizierung und die Nachweise, die Onlinehändler dafür erbringen müssen, sind unterschiedlich und sollten darum im Vorfeld genau verglichen werden.
Für B Corp und EcoVadis müssen Onlinehändler zunächst per Fragebögen Informationen übermitteln, etwa zu Unternehmensführung, Mitarbeitern, Umwelt- und Kundenaspekten, und ihre Aussagen durch entsprechende Dokumente belegen. Diese werden vom Träger mit Punkten bewertet und z. B. bei EcoVadis in Form einer Expert-Scorecard aufbereitet. B Corp führt im Anschluss an die Selbstauskunft, bei der mindestens 80 von 200 möglichen Punkten erreicht werden müssen, ein Audit durch und verpflichtet zertifizierte Unternehmen zur erhöhten Transparenz.
Das Gütesiegel Certified Sustainable Economics CSE wird im Rahmen einer Managementanalyse durch eine gemäß ISO 17065 zugelassenen Kontrollstelle verliehen. Die Einhaltung der Mindestanforderungen in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales wird in jährlichen Wiederholungsaudits anhand von definierten Indikatoren überprüft.
Für die Umweltzeichen Blauer Engel und Grüner Knopf sind Produktprüfungen durch unabhängige Experten vorgesehen. In standardisierten Verfahren wird die Einhaltung der definierten Kriterien überprüft und bei positivem Abschluss das entsprechende Gütesiegel vergeben.
Die Kosten für eine solche Zertifizierung hängen von der Unternehmensgröße bzw. dem jährlichen Brutto-Umsatz sowie dem gewählten Leistungsumfang (z. B. zusätzlicher Käuferschutz) ab. Betreiber von Onlineshops sollten im Mittel mit Kosten von 2.000 bis 6.000 Euro pro Jahr rechnen. Dazu kommen ggf. weitere interne und externe Kosten für Audits, Gebühren etc.
In der Europäischen Union wird beim Thema Nachhaltigkeit der Fokus auf soziale und Umweltstandards sowie Transparenz gesetzt. In der Schweiz werden internationale Standards wie EcoVadis und B Corp in der Regel anerkannt, nationale Label sind eher selten. In den USA ist vor allem B Corp sehr verbreitet und akzeptiert, auch weil B Lab, die das Label herausgebende Non-Profit-Organisation, dort ihren Stammsitz hat.
Onlinehändler, die international und global expandieren wollen, sollten (auch) auf international anerkannte Label (B Corp, EcoVadis) setzen, um sich in den Zielmärkten zu etablieren. Zusätzlich können nationale Labels und Zertifikate sinnvoll sein, etwa wenn regionale Produkte angeboten werden. Diese sollten der unternehmensweiten Nachhaltigkeitsstrategie entsprechen, im Einklang mit anderen Zertifizierungen stehen und flexibel im jeweiligen Zielmarkt kommuniziert werden.
Nachhaltigkeit und Transparenz zahlen erheblich auf das Vertrauen ein, das potenzielle Kunden einem Onlineshop entgegenbringen. So beeinflussen sie die Entscheidung für oder gegen einen Kaufabschluss maßgeblich mit. Erfolgreich erworbene Zertifizierungen sollten darum aktiv vermarktet und kommuniziert werden, z. B. durch die sichtbare Platzierung im Onlineshop (Footer, Warenkorb, Produktdetailseiten). Auch in Form von Blogbeiträgen, Newslettern oder der Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten, die nicht nur im Shop selber, sondern ebenfalls in den bespielten Social-Media-Kanälen veröffentlicht bzw. thematisiert werden.
Durch die Kombination eines etablierten Trust-Siegels (z. B. Trusted Shops) mit Nachhaltigkeitszertifizierungen können Onlinehändler das Kundenvertrauen erheblich vergrößern und die Conversion-Raten erhöhen.
Glaubwürdige Zertifikate bieten kleinen und mittleren Onlinehändlern eine große Chance, Nachhaltigkeit als Wettbewerbsfaktor zu etablieren. Zudem tragen sie dazu bei, interne Prozesse und Strukturen positiv zu verändern, indem sie Leitlinien und Standards definieren, die für Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten gleichermaßen gelten. Allerdings setzt eine erfolgreiche Zertifizierung finanzielle, zeitliche und personelle Ressourcen voraus, doch diese Investitionen zahlen sich in aller Regel mittel- und langfristig aus.